Für die Wölfe ist die kalte Jahreszeit etwas ganz Besonderes. Im Januar und Februar ist nämlich Ranzzeit. Nachdem die Wölfin einen verführerischen Duft abgesondert hat, der unweigerlich einen Rüden anlockt, werden Babys gezeugt. Nach 63 Tagen ist das Mutterglück perfekt, dann erblicken die Kleinen in einer Höhle das Licht der Welt. Zu Beginn ihres Lebens sind sie taub und blind. Die Eltern der jungen Wölfe sind sich übrigens treu. Sie bleiben ein Leben lang zusammen.
Dieser Lebenszyklus der Wölfe vollzieht sich jedes Jahr auf die gleiche Weise. Während unsere weiblichen Haushunde normalerweise zwei Mal im Jahr heiß werden, ist es bei den Wölfinnen nur die Zeit von Januar bis Ende Februar. Auch die Wolfsrüden sind nur in dieser Winterzeit zeugungsfähig.
Wölfe sind sehr soziale Wesen. Auch während der Paarungszeit pflegen die Fähe und der potenzielle Vater ihrer Kinder ein enges Verhältnis. Sie schlafen dicht nebeneinander und sind zärtlich zueinander.
Nach der Ranzzeit beginnt auch schon die Suche nach einer geeigneten Höhle, in der die Fähe ihre Welpen gebären kann. Bei einem Rudel helfe alle mit bei der Suche. Wird keine geeignete Höhle gefunden, packen alle mit an, eine zu neue Höhle zu graben. Dabei achtet die Fähe genau darauf, dass alles sauber ist. Auch der Standort der Höhle ist wichtig. Ein Wasserloch sollte auf jeden Fall in der Nähe sein, denn nach der Geburt der Welpen will die Mutter sich nicht allzu weit von ihren Babys entfernen.
Kurz bevor die Welpen auf die Welt kommen zieht sich die Fähe dann alleine in die Höhle zurück. Niemand darf sie stören. Wenn die Wehen einsetzen kommen in Minutenabständen die Welpen zur Welt. Im Durchschnitt sind es bis zu sechs, es können aber auch bedeutend mehr sein. Wenn die Welpen das Licht der Welt erblicken, sind sie zunächst blind und taub, haben Schlappohren und wiegen oft nicht mal ein Pfund. Die Wolfsmutter verlässt in dieser Zeit die Höhle für einige Tage nicht, sie hat jede Menge zu tun, um ihre Babys zu pflegen und zu versorgen.
Erst nach etwa zehn Tagen öffnen die Welpen ihre kleinen, blauen Augen und versuchen zu laufen. Da sie in ihren ersten Lebenswochen ihre Körpertemperatur nicht selbst regeln können, bleiben sie eng bei der Mutter. Das Rabaukenleben beginnt bei dem Nachwuchs nach etwa drei bis vier Wochen. Dann können sie auch hören und verlassen zum ersten Mal den geschützten Bau. Schon zu diesem Zeitpunkt spielen und raufen sie miteinander.
Die Augen der kleinen Wölfe sind anfangs blau, später sind sie oft bernsteinfarben, oder grau. Das kommt auf die Gene an, die ihnen Mutter und Vater vererben. Ihre Babys lässt die Mutter nie aus den Augen. Um Futter braucht sie sich keine Gedanken zu machen, denn das übernehmen der Vater und andere Rudelmitglieder. Bereits ab der dritten Lebenswoche bekommen die Wolfswelpen neben der Muttermilch auch vorgewürgte Nahrung. Gesäugt werden die Welpen bis sie etwa acht, neun Wochen alt sind. Bereits im Alter von vier Wochen beginnt die wichtige Sozialisationsphase der kleinen Beutegreifer. Sie müssen viel lernen und erfahren, was sie als Welpen machen dürfen und was nicht. Da spielt also Erziehung eine große Rolle!
Wie sozial die Wölfe miteinander agieren, zeigt auch der familiäre Zusammenhalt, den sie pflegen. Das gesamte Rudel beteiligt sich an der Aufzucht, Pflege und Erziehung der Welpen. Diese soziale Struktur sorgt dafür, dass die Welpen alles Wichtige für ihr Leben lernen, um in der Wildnis zurecht zu kommen. Mit kleinen Beutetieren, die die Wolfsmutter ihren Welpen vor die Nase legt, lernen die kleinen Wölfe die Verhaltensweise des Beutefangens. Dieses Verhalten ist bei ihnen zwar schon grundsätzlich vorhanden, aber auf diese Weise trainieren sie es. Spätestens im September werden die Welpen dann mit auf die Jagd genommen.
Die Geburt und die ersten Monate des Heranwachsens von Wolfsbabys sind ein faszinierendes Ereignis, das uns zeigt, wie sozial das Zusammenleben der Wölfe ist. Es ist auch verständlich, dass Wolfseltern von vielen Wissenschaftlern als die besten Eltern im Tierreich bezeichnet werden. Bleibt nur zu hoffen, dass möglichst viele der kleinen Wölfe von menschlichen Übergriffen verschont bleiben.
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